Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin zum Stellenwert des zentralvenösen Drucks in der Intensivmedizin

Vor kurzem wurden drei prospektiv randomisierte Studien sowie ein systematisches Review und Metaanalyse veröffentlicht [1, 4, 5, 7], die das Protokoll der frühen zielorientierten Therapie (Early Goal Directed Therapy = EGDT) [6] mit einer Standardbehandlung bei Patienten mit schwerer Sepsis und septischem Schock in der Notaufnahme verglichen. Ein Vorteil der EGDT konnte in diesem multizentrischen Studien eindeutig nicht gezeigt werden. Die Therapie dieser Patienten wurde unter anderem mit der Messung des zentralvenösen Drucks (ZVD) gesteuert. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin betont, dass die Diagnose und Steuerung eines Volumenmangels nicht anhand des ZVD erfolgen sollte. Die Vorhersage einer Volumenreagibilität bei Intensivpatienten ist absolut unzureichend und entspricht der Qualität eines Münzwurfs [2]. Die S3-Leitlinie „Intravasale Volumentherapie beim Erwachsenen“ hat kürzlich dem ZVD eine klare Absage erteilt [3].

Die gründliche Anamnese des Patienten, eine sorgfältige klinische Untersuchung sowie der Einsatz der bettseitigen Bildgebung mittels Echokardiographie bzw. Sonographie sind in der Diagnostik, aber auch Therapiesteuerung der kritisch kranken Patienten unverzichtbar. Das erweiterte hämodynamische Monitoring mit invasiver kontinuierlicher Bestimmung des Schlagvolumens und das sogenannte funktionelle hämodynamischen Monitoring durch z.B. einen passiven Beinhebeversuch oder die Auswirkung einer Volumengabe ergänzen die zuvor erfolgte Basisdiagnostik und erlauben eine individuelle Einschätzung der Vorlast Abhängigkeit eines Patienten. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin fordert, dass gerade bei kritisch erkrankten Patienten die bettseitige Bildgebung immer möglichst früh zum Einsatz kommen sollte. Die Bestimmung des ZVD ist absolut zweitrangig, kann aber in einzelnen Situationen (zum Beispiel Perikardtamponade, rechtsventrikuläres Pumpversagen, Pneumothorax) eine gewisse Rolle spielen. Die erhobenen Messwerte sind jedoch immer im Kontext der zwingend erforderlichen bettseitigen Bildgebung zu interpretieren. Die Ausbildung von Intensivmedizinern in der Echokardiographie und Sonographie ist aus diesem Grund für die Betreuung der sehr komplexen Intensivpatienten aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin unverzichtbar.

Literaturverzeichnis

1. Angus DC, Barnato AE, Bell D et al. (2015) A systematic review and meta-analysis of early goal-directed therapy for septic shock: the ARISE, ProCESS and ProMISe Investigators. Intensive Care Med 41:1549-1560

2. Marik PE, Cavallazzi R (2013) Does the central venous pressure predict fluid responsiveness? An updated meta-analysis and a plea for some common sense*. Crit Care Med 41:1774-1781

3. Marx G, Albers J, Bauer M et al. S3 Leitlinie "Intravasale Volumentherapie beim Erwachsenen" (2014) http://www.awmf.org/leitlinien/detail/ll/001-020.html Zugriff am 16.10.2014

4. Mouncey PR, Osborn TM, Power GS et al. (2015) Trial of Early, Goal-Directed Resuscitation for Septic Shock. N Engl J Med 372:1301-1311

5. ProCESS Investigators (2014) A Randomized Trial of Protocol-Based Care for Early Septic Shock. N Engl J Med 370:1683-1693

6. Rivers E, Nguyen B, Havstad S et al. (2001) Early goal-directed therapy in the treatment of severe sepsis and septic shock. N Engl J Med 345:1368-1377

7. The ARISE Investigators and ANZICS Clinical Trials Group (2014) Goal-Directed Resuscitation for Patients with Early Septic Shock. N Engl J Med

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