5. Juni 2025

Tag der Organspende Pressemitteilung DGIIN

Tag der Organspende am 7. Juni 2025: Intensiv- und Notfallmedizin sichert Organspende – DGIIN fordert Einführung der Widerspruchslösung

Köln, 5. Juni 2025 –
Anlässlich des bundesweiten Tags der Organspende am 7. Juni 2025 unterstreicht die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensiv und Notfallmedizin (DGIIN) die unverzichtbare Rolle der Intensiv- und Notfallmedizin im Organspendeprozess. Die DGIIN fordert eine entschlossene gesellschaftliche und politische Neuausrichtung – insbesondere die Einführung der Widerspruchslösung, um dem anhaltenden Mangel an Spenderorganen in Deutschland wirksam zu begegnen.

Organspende fängt in der Notfallmedizin an und endet auf der Intensivstation
„Ohne die engagierte Arbeit der Teams in der Notfallmedizin und auf den Intensivstationen ist Organspende in Deutschland nicht möglich“, erklärt Prof. Dr. Matthias Kochanek, Präsident der DGIIN. „Es sind Ärztinnen, Ärzte und Pflegende, die potenzielle Organspender:innen identifizieren, medizinische Maßnahmen einleiten und Angehörige begleiten. Die Intensiv und Notfallmedizin ist das Rückgrat der Organspende.“

Widerspruchslösung: Klare Haltung, mehr Gerechtigkeit
Die DGIIN spricht sich nachdrücklich für die Einführung der Widerspruchslösung aus. Künftig soll jede Person als potenzielle Organspenderin oder -spender gelten, sofern kein dokumentierter Widerspruch vorliegt.
„Mit der Widerspruchslösung schaffen wir die Voraussetzungen, um deutlich mehr Leben zu retten“, so Prof. Dr. Uwe Janssens, Generalsekretär der DGIIN. „Sie stärkt nicht nur die Selbstbestimmung, sondern entlastet auch Angehörige, Gesellschaft und das medizinische Personal. Wir fordern den Deutschen Bundestag auf, die Widerspruchslösung jetzt erneut auf die Tagesordnung zu setzen und damit ein klares Signal für mehr Gerechtigkeit und Solidarität zu geben.“

Intensivmedizin braucht strukturelle Unterstützung
Trotz hoher Zustimmung in der Bevölkerung bleibt die Organspendezahl in Deutschland unbefriedigend. Häufig fehlen in den Kliniken die nötigen strukturellen Voraussetzungen: ausreichend geschultes Personal, organisatorische Ressourcen und klare Abläufe.
„Wir dürfen die Verantwortung nicht allein auf die Schultern des notfall- und intensivmedizinischen Teams laden“, mahnt Prof. Kochanek. „Was wir brauchen, ist eine nachhaltige Stärkung der Strukturen und eine gesamtgesellschaftliche Verpflichtung zur Organspende.“

Ein Tag des Erinnerns und der Verantwortung
Der Tag der Organspende ist Anlass zur Dankbarkeit gegenüber Spender:innen und ihren Angehörigen – und ein Aufruf zum Handeln.
„Jeder Mensch sollte sich bewusst mit der Frage nach Organspende auseinandersetzen“, so Prof. Janssens. „Die derzeitige Entscheidungslösung reicht nicht aus. Es ist Zeit für eine mutige, gerechte Entscheidung – für die Widerspruchslösung. Nur so können wir die Zahl der Organspenden nachhaltig steigern und die Versorgung der Wartelistenpatienten verbessern.“

Widerspruch und Wunsch: Eine gesellschaftliche Debatte ist überfällig
Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, ergänzt: „Wir erleben im Alltag eine ethische Schieflage: Viele wünschen sich im Ernstfall ein Spenderorgan, sind aber nicht bereit, selbst zu spenden. Diese Fragen müssen wir offen, ehrlich und solidarisch diskutieren – im Sinne der Fairness gegenüber allen, die auf ein Organ warten.“

Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)
presse@dgiin.de