5. August 2025

Neue Sepsis S3-Leitlinie

Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)

Neue S3-Leitlinie Sepsis veröffentlicht – Wichtige Fortschritte für Diagnose, Therapie und Nachsorge

Berlin, 28. Juli 2025 – Die neue S3-Leitlinie zur Sepsis wurde unter Federführung der Deutschen Sepsis-Gesellschaft (DSG) unter Leitung von Prof. Dr. Frank Brunkhorst veröffentlicht. Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) war an der Erarbeitung maßgeblich beteiligt. Die Leitlinie basiert auf dem aktuellen Stand der wissenschaftlichen Evidenz und bietet insgesamt 88 praxisnahe Empfehlungen zur Erkennung, Behandlung und Nachsorge von Sepsis.

„Die Sepsis ist eine der häufigsten und gefährlichsten Notfallsituationen in der Akutmedizin – schnelles und strukturiertes Handeln ist entscheidend für das Überleben der Patienten. Die neue Leitlinie schafft dafür eine evidenzbasierte Grundlage, an der sich alle Akteure im Gesundheitswesen orientieren können“, betont Prof. Dr. med. Matthias Kochanek, Präsident der DGIIN.

Die wichtigsten Neuerungen lassen sich in drei Schwerpunkte gliedern:

  1. Früherkennung und Prozessqualität
    Zur Verbesserung der Patientensicherheit rückt die Leitlinie strukturierte Abläufe in den Mittelpunkt:
  • Empfehlung zur Einführung von Qualitätssicherungsprogrammen zur Sepsis-Erkennung und -Behandlung in Krankenhäusern
  • Systematisches Sepsis-Screening für Krankenhauspatienten
  • Erstellung und Anwendung von standardisierten Behandlungsabläufen (SOPs)

„Die Implementierung strukturierter Erkennungs- und Behandlungsalgorithmen ist ein entscheidender Hebel, um die Sepsissterblichkeit in Deutschland nachhaltig zu senken. Krankenhäuser müssen hier Verantwortung übernehmen – die neue Leitlinie liefert dafür klare Handlungsempfehlungen.“
Prof. Dr. med. Matthias Kochanek, Präsident der DGIIN

  1. Optimierte Akuttherapie: Diagnostik und medikamentöse Maßnahmen
    Die Leitlinie empfiehlt konkrete Maßnahmen zur schnellen Diagnostik und Therapie:
  • Messung des Laktats im Blut bei Sepsisverdacht
  • Periphervenöse Applikation von Vasopressoren zur Blutdruckstabilisierung
  • Nutzung der Rekapillarisierungszeit zur Beurteilung der Gewebeperfusion
  • Gabe von Beta-Laktam-Antibiotika als prolongierte oder kontinuierliche Infusion
  • Einsatz von Hydrokortison (ggf. kombiniert mit Fludrokortison) bei therapierefraktärem septischem Schock

„Die neuen Empfehlungen ermöglichen ein schnelleres und effektiveres Handeln am Patientenbett. Gerade der pragmatische Einsatz periphervenöser Vasopressoren kann wertvolle Zeit sparen und Leben retten.“
Prof. Dr. med. Sascha David, Mitglied der Leitliniengruppe und DGIIN-Experte für Sepsistherapie

  1. Langzeitperspektive und Entlassmanagement
    Erstmals rückt die Nachsorge von Sepsis-Überlebenden in den Fokus:
  • Information über Selbsthilfegruppen für Betroffene und Angehörige
  • Hinweis im Entlassbericht auf das mögliche Auftreten eines Post-Intensive-Care-Syndroms (PICS)

„Sepsis endet nicht mit der Entlassung. Viele Überlebende leiden langfristig unter kognitiven, körperlichen oder psychischen Einschränkungen. Die neue Leitlinie gibt klare Empfehlungen für ein strukturiertes Entlassmanagement – das ist ein entscheidender Schritt hin zu einer ganzheitlichen Versorgung.“
Prof. Dr. med. Stefan Kluge, Past-Präsident der DGIIN und Koautor der Leitlinie

Die DGIIN unterstützt Umsetzung der Leitlinienempfehlungen in den Kliniken

Im Zuge der Veröffentlichung der Deutschen Sepsisleitlinie wurde die neue Sektion mit dem Schwerpunkt „Sepsis“ unter der Leitung von Prof. Sascha David und Dr. Lina Ko gegründet. Die Sektion hat sich zum Ziel gesetzt, bei der Umsetzung der Sepsis-Leitlinie im klinischen Versorgungsalltag durch fachlichen Diskurs und gemeinsame Arbeitsergebnisse zu unterstützen. Zudem wird sie bei der verpflichtenden Implementierung des Qualitätssicherungsverfahrens Sepsis praxisorientierte Hilfestellung erarbeiten.

 

Über die DGIIN:
Die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) ist eine Fachgesellschaft, die sich für die Weiterentwicklung der Intensiv- und Notfallmedizin im internistischen Kontext einsetzt. In interdisziplinärer und interprofessioneller Zusammenarbeit engagiert sich die DGIIN für wissenschaftliche Exzellenz, Fortbildung und Versorgungsqualität.

Pressekontakt:
Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN)
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